Aby Warburg: Bilderatlas Mnemosyne – Das Original

Foto: Cristina Stoica/SRR

Der von Aby Warburg geschaffene Mnemosyne-Atlas ist ein Versuch, Kultur über Jahrhunderte und sogar Jahrtausende hinweg zu beschreiben, anhand von nebeneinander stehenden Bildern, die die Zirkulation der Motive erklären, die im Laufe der Geschichte aufgetreten sind. Diese Motive wandern unter der Schirmherrschaft der Sterne zu den verschiedenen Ufern des Mittelmeers und verschmelzen am deutlichsten in der Zeit der Familie Medici.

Aby Warburg fasst in seinem Atlas die Spannungen im Imaginären der europäischen Zivilisation zusammen, die in der Antike beginnen, das europäische und islamische Mittelalter erreichen und in der Renaissance durch einen in Haltungen und Formen ausgetragenen Konflikt zwischen Christentum und Heidentum neu entfacht werden. Der Mnemosyne-Atlas ist ein unvollendetes Projekt, das aus Bildkonstellationen besteht, die über den Bereich der Kunstgeschichte hinausgehen und Analogien aus der Astrologie, der Wissenschaftsgeschichte und der Magie bis hin zu den kommerziellen und politischen Ereignissen der 1920er Jahre, als er zusammengestellt wurde, einbeziehen. Der Atlas fordert den Betrachter zu einer sorgfältigen Analyse auf, den Fluss der Geschichte aus einer greifbaren und emotionalen Perspektive zu betrachten.

Bei den Tafeln im Inneren des Atlas handelt es sich um eine Sammlung von Reproduktionen, die Aby Warburg sowohl für die Betrachtung durch Besucher in seiner Bibliothek in Hamburg als auch für die Aufnahme in ein Buch zusammengestellt hat. Die Forschungsgruppe Mnemosyne hat sie in der von Axel Heil und Roberto Ohrt kuratierten Ausstellung „Aby Warburg: Bilderatlas Mnemosyne – The Original“, die 2020 im Haus der Kulturen der Welt, Berlin, gezeigt wird, so originalgetreu wie möglich zusammengestellt. In diesem Jahr wanderte die Ausstellung in die Bundeskunsthalle in Bonn, und nun ist der Atlas nach Hamburg zurückgekehrt, um in den Deichtorhallen – Sammlung Falckenberg ausgestellt zu werden.

Foto: Cristina Stoica/SRR

Das Goethe-Institut Bukarest hat am 12. Januar dem rumänischen Publikum die Möglichkeit geboten, direkt von Roberto Ohrt, einem der Kuratoren, mehr über Warburgs Werk und über die Zusammensetzung, Analyse, Rekonstruktion und Ausstellung des Atlas zu erfahren. Nach der Konferenz unterhielt sich Cristina Stoica mit Roberto Ohrt, Kunsthistoriker und Kurator zusammen mit Axel Heil der Ausstellung „Aby Warburg: Bilderatlas Mnemosyne – Das Original“.