Das 30-jährige Jubiläum der Österreich-Bibliothek Bukarest

Eine weit geöffnete Tür zwischen zwei Kulturen mit tiefen historischen Bindungen – der österreichischen und der rumänischen. Die Österreich-Bibliothek feiert ihr 30-jähriges Bestehen seit ihrer Gründung im Jahr 1992 durch eine Vereinbarung zwischen der Universität Bukarest, dem österreichischen Außenministerium und der Österreichischen Literarischen Gesellschaft.

Das Jubiläum wird mit einer Reihe von Veranstaltungen – Workshops, Vorträgen und einer Ausstellung – gefeiert, die am 24. und 25. März online, aber auch offline an der Fakultät für Fremdsprachen und Literaturen und im Schillerhaus stattfinden. Aus diesem Anlass wird die Österreich-Bibliothek Bukarest nach dem berühmten österreichischen Literaten Hugo von Hofmannsthal benannt, einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der europäischen Moderne, der enge Beziehungen zu prominenten Vertreter und VertretrÖinnen der rumänischen Literatur pflegte. Der neue Name der Bibliothek lautet: Österreich Bibliothek Hugo von Hofmannsthal Bukarest.

Programm des Jubiläums

Donnerstag 24.3.2022

11:00 – FestaktEröffnung des Jubiläums durch die Botschafterin der Republik Österreich in Rumänien, Mag. Adelheid Folie, Abteilungsleiterin Gesandte Mag. Regina Rusz vom Österreichischen Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten, Vizerektor a. Prof. Dr. Sorin Costreie von der Universität Bukarest (angefragt) und Unterstaatssekretär Dr. Thomas Şindilariu vom Department für Interethnische Beziehungen der rumänischen Regierung, im Präsidialsaal der Fakultät für fremde Sprachen und Literaturen (Str. Pitar Moș 7-13).

11:30 – Rückblick auf 30 Jahre Österreich-Bibliothek Bukarest, Univ.-Prof. Dr.  Mariana Lăzărescu, Leiterin der Ö-BB.

12:00 – „30 Jahre im Zeichen des literarischen Austauschs: Die Österreich-Bibliothek in Bukarest und die Österreichische Gesellschaft für Literatur in Wien” – Dr. Manfred Müller, Präsident der österreichischen Gesellschaft für Literatur, Vortrag und Diskussion.

Österreich und Rumänien verbindet eine lange Tradition des literarischen Austauschs. Eine Manifestation dieses Literaturdialoges war die Gründung der Österreich-Bibliothek Bukarest durch das damalige Bundesministerium für Auswärtige Angelegenheiten und die Österreichische Gesellschaft für Literatur (ÖGfL) vor 30 Jahren. Dr. Manfred Müller wird in seinem Vortrag über die vielen Glanzlichter der letzten 30 Jahre wie z.B. Einladungen der ÖGfL an herausragende rumänische Schriftsteller und Schriftstellerinnnen  wie Herta Müller, Oskar Pastior oder Tudor Arghezi, oder über die unzähligen Kontakte, die sich bei diesem dreißigjährigen Austausch ergaben, sprechen. 

Mag. Dr. Manfred Müller studierte Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Wien. Er leitet seit 2014 die Österreichische Gesellschaft für Literatur, ist Präsident der Österreichischen Franz Kafka Gesellschaft sowie Lehrbeauftragter am Institut für Germanistik der Universität Wien. 

13:15 – Eröffnung der Ausstellung „Es begann mit Ilse Aichinger” durch Univ.-Prof. Dr.  Mariana Lăzărescu – Schillerhaus (Str. Batiștei 15).
Mit Ilse Aichinger, so ein von Hans Weigel geprägtes Wort, fing die österreichische Nachkriegsliteratur an. Für mehr als sechs Jahrzehnte blieb Aichinger eine der wichtigsten Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Am 1.11.2021 wären Ilse Aichinger und ihre Zwillingsschwester Helga einhundert Jahre alt geworden. Die im Schillerhaus für eine Woche zu sehende Ausstellung zeichnet den Lebensweg und das Schaffen der großen österreichischen Autorin nach. Kuratiert wurde die Ausstellung von Univ. Prof. Dr. Christine Ivanovic und Sugi Shindo, die  unter der Schirmherrschaft des österreichischen Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten realisert wurde. 

16:00-17:00 – Lesung und Diskussion mit der Schriftstellerin Barbi Marković.
Barbi Marković studierte in ihrer Heimatstadt Belgrad und in Wien Germanistik. In Belgrad arbeitete sie als Lektorin im Rende-Verlag. Seit 2006 lebt sie in Wien, 2011/2012 war sie Stadtschreiberin in Graz und machte 2009 mit dem Thomas-Bernhard-Remix-Roman „Ausgehen“ auf sich aufmerksam. 2016 erschien ihr Roman „Superheldinnen“, den die Autorin teilweise auf Serbisch und teilweise auf Deutsch geschrieben hat. Barbi Marković verfasste zahlreiche Kurzgeschichten, Theaterstücke und Hörspiele. 2021 erschien ihr jüngster Roman „Die verschissene Zeit“, aus dem sie in Bukarest lesen wird. 

Verfolgen Sie die Veranstaltungen am 24.03 live auf der Facebook-Seite des ÖKF – @fca.bucuresti

Freitag 25.3.2022

11: 00 – „Hofmannsthal und kein Ende. Das Hofmannsthal-Archiv im Freien Deutschen Hochstift nach dem Abschluss der kritischen Gesamtausgabe“ – Online-Vortrag von Dr. Konrad Heumann, Leiter der Handschriften-Abteilung des Freien Deutschen Hochstifts. Um an dieser Veranstaltung teilzunehmen, folgen Sie bitte diesem Link – https://zoom.us/j/93447075949?pwd=UnJzYlltK0M3R0dseFJQNlhaQ3lsQT09

Seit den 1960er Jahren verwahrt das Freie Deutsche Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum einen Großteil der Werkmanuskripte und Korrespondenzen sowie die Bibliothek von Hugo von Hofmannsthal (1874-1929). Der Nachlass bildet die Grundlage der Kritischen Gesamtausgabe, die hier seit 1967 erarbeitet wurde. Im Februar 2022 erschien der letzte Band mit den späten Essays, so dass das Werk des österreichischen Schriftstellers nun erstmals in 40 Bänden auf knapp 30.000 Druckseiten vollständig dokumentiert ist. Der Vortrag zieht Bilanz und blickt in die Zukunft.

Dr. Konrad Heumann studierte in Tübingen und Frankfurt am Main Germanistik, Soziologie und Philosophie. Ab 1995 war er Mitarbeiter der Kritischen Hofmannsthal-Ausgabe. Seit 2009 leitet er die Handschriftenabteilung des Freien Deutschen Hochstifts. Ferner ist er Mitglied im Vorstand der Internationalen Hugo von Hofmannstal-Gesellschaft.

Hugo von Hofmannsthal (1874-1929) ist eine der Schlüsselfiguren der österreichischen Literatur und der europäischen Moderne, und sein Name ist untrennbar mit den Salzburger Festspielen verbunden, die seit über 100 Jahren sein Meisterwerk „Jedermann“ aufführen. Der große österreichische Schriftsteller stand aber auch in einem intensiven literarischen Austausch mit Persönlichkeiten der rumänischen Literatur- und Kunstwelt. „In seinem Essay Ein rumänischer Dramatiker (1923) erwähnt Hofmannsthal den rumänischen Schriftsteller, Regisseur und Schauspieler Victor Eftimiu, den er als Direktor des Klausenburger und auch des Bukarester Nationaltheaters wahrgenommen hatte. Hofmannsthal erweist sich als raffinierter Kenner der rumänischen Seelen- und Mythenlandschaft. Der Rumäne ist Lateiner und Slawe zugleich, schreibt er. Gerade diese Latinität ist es, die auch Eftimiu als Europäer, fast als Westeuropäer auftreten lässt. Die positiven Bewertungen Hofmannsthals werden auch auf das Volk übertragen, das er als ein besonders begabtes schätzt. Mit Eftimiu deutet Hofmannsthal auf den hohen Europäismus des rumänischen Versuchs, ein geistiges Palladium zu stärken. Hugo von Hofmannshal hatte Beziehungen auch zu den Schriftstellerinnen mit rumänischen Wurzeln Anna de Noailles und Martha Bibescu, hat die rumänische Schauspielerin und Theaterdirektorin Maria Ventura in Paris und die berühmte rumänische Schauspielerin Agatha Bârsescu in Wien erlebt“, so Univ.-Prof. Dr.  Mariana Lăzărescu.